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Los geht's

Durchs Münsterland

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Einstieg

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Florian Muhl aus Backnang am BZ-Schreibtisch.
Florian Muhl aus Backnang am BZ-Schreibtisch.
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Fünf Arbeitstage lang als Schwabe im Westmünsterland bei der Borkener Zeitung. Das war wirklich spannend. Begegnet sind mir in dieser Zeit ausschließlich liebevolle und herzensgute Menschen. Schade, dass mein Einsatz nun schon zu Ende ist. Die Zeit verstrich leider viel zu schnell. Im Reisegepäck nehme ich gefühlte 1000 neue Eindrücke mit, die ich zuhause noch sortieren und verarbeiten mag. Darauf freue ich mich.

Deshalb will ich mit einem frischen „guten Tach“ auf nette Gesprächspartner zugehen, um interessante Geschichten zu recherchieren. Warum es mich nach Borken verschlagen hat? Als Redakteur der „Backnanger Kreiszeitung“ nehme ich teil an der Aktion #ReporterTausch2018, die der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) erstmals organisiert. Von Flensburg im hohen Norden bis Backnang im Südwesten, von Frankfurt (Oder) an der deutsch-polnischen Grenze bis Düsseldorf im Rheinland – über 50 Redakteure von 30 Zeitungen aus ganz Deutschland sind mit dabei.
Florian Muhl aus Backnang am BZ-Schreibtisch.
Florian Muhl aus Backnang am BZ-Schreibtisch.
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Also auf zur Tourist-Info. „Ein Fahrrad gibt’s bei uns für 6,50 Euro am Tag“, sagt dort Stefan Wiemann, der seit drei Jahren in Borken lebt. Super, das nehm‘ ich, gleich bis Freitag. Verlängern ist gar kein Problem. Ich kann das Rad sogar an Pfingsten zurückgeben, bei der Radstation gegenüber des Rathauses.

Der nette, junge Mann von der Tourist-Info putzt das Rad rasch, pumpt beide Reifen auf – das nenn‘ ich Service. Gleichzeitig gibt er mir Tipps, welche Ziele ich in und um Borken unbedingt ansteuern sollte. Auf geht’s.

Erste Radler auf dem Markt gefunden

Auf dem Marktplatz entdecke ich ein Paar im Radler-Outfit, das soeben die wärmende Sonne beim Mittagssnack genossen hat und nun seine Mountainbikes wieder startklar macht. Mich interessiert, woher die beiden kommen und welche Ziele sie ansteuern. Volker und Marion Sandberg sind am Morgen von Bocholt aus zur „kleinen“, etwa 60 Kilometer langen Tagestour gestartet.

Die 49-Jährige – gebürtig aus Rhede – und ihr 50-jähriger Gatte, er stammt aus Hamburg, kennen sich hier bestens aus. Sie genießen es, die Natur vom Sattel aus zu erkunden, ob vor der Haustür oder auch in fremden Regionen im Urlaub. „Wir fahren gerne am Wasser vorbei und sehen uns schöne Dinge an“, sagt Marion Sandberg. Beide fahren mit dem Rad zur Arbeit und sonst auch sehr viel.

E-Bike kommt erst später

Ob auch ein E-Bike infrage kommen würde? Die 49-Jährige muss lachen: „Nein, später mal, mit 60 vielleicht.“ Er schmunzelt und ergänzt: „Bis jetzt schaffen wir das alles.“ Dann wünsche ich noch viel Spaß bei der Heimreise und schwinge mich selbst auf meinen frisch ausgeliehenen Drahtesel. Und ab die Post.

„Fahr einfach los und schau, was Dir als Schwabe hier auffällt und spüre Geschichten auf“, so lautet mein Auftrag aus der Redaktion. Ich wähle Velen, rein zufällig, und trete in die Pedale. Nach einigen Hundert Metern die Erkenntnis: hätte ich vorher die Windrichtung beachtet, hätte ich wahrscheinlich die entgegengesetzte Richtung gewählt. Denn ich habe Gegenwind. Das bekomme ich zu spüren. Denn mein Rad vom Typ „Holland“ setzt eine aufrechte Sitzposition voraus. Zum Glück ist hier wirklich alles flach. So erschlage ich die Kilometer mit meinen drei Gängen. Wobei der erste leider nicht funktioniert. Einstellungssache, denke ich doppelsinnig.
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Ramsdorf

Zur Begrüßung Gekicher

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Ich lande in Ramsdorf. In der Ortsmitte höre ich vergnügliche Kinderstimmen. Es sieht witzig aus: Hinter einem blickdichten Holzzaun steht im Garten offensichtlich ein Trampolin, auf dem eine handvoll Mädchen im Grundschulalter hüpft.  Immer wieder taucht ein Gesicht hinter dem Zaun kurz hervor und verschwindet dann sofort wieder. Auch die Kinder entdecken mich und fordern mich auf: „Sag‘ mal Hallo.“ Mein „hallo Mädels“ quittieren sie mit amüsiertem Gekichere.

Ein kreisrundes Schild an der Hauswand erweckt meine Neugierde. Auf einer alten Baumscheibe steht über zwei aufgeklebten Pinseln: „Atelier CE“. Was steckt dahinter? „Ist eure Mama da?“, frage ich die Mädchen. Eines verschwindet und kommt im nächsten Moment wieder: „Die kommt gleich.“ Claudia Ebbing öffnet mir freundlich die Tür. Ein Portrait der 48-jährigen Malerin ist meine erste Geschichte in der BZ
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Velen

Gärtner in Aktion

Christian Borggreve und Marc Sommer.
Christian Borggreve und Marc Sommer.
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Wieder auf dem Sattel zieht’s mich Richtung Osten. Ich habe den Tipp bekommen, dass ich mir den offenen Landhausgarten Borggreve-Sommer in Nordvelen anschauen solle. In Velen angekommen, suche ich im Norden nach entsprechenden Hinweisschildern, werde aber nicht fündig. Mein Fehler. Ein älterer Herr klärt mich auf: Nordvelen ist ein eigener Ort. „Fragen Sie dann nochmal beim Gasthaus Rappers nach.“

Also wieder auf den Sattel. Zum Glück kein Gegenwind. Dafür unendlich viel reizvolle Landschaft. Strampeln ist angesagt. Aber es geht auch ohne „E“ beim Bike. Ich überhole zwei Skater. Offensichtlich eine Mutter mit ihrem Sohn. Und da ist ja schon das Gasthaus Rappers: „Heute Ruhetag“.

Ok, dann frage ich doch ein paar Meter weiter die ältere Dame, die ich vor ihrem Haus entdecke. Sie lächelt und antwortet auf Platt. Ich verstehe nur Bahnhof. Aber ihr Arm zeigt eindeutig in die Richtung, aus der ich gerade angeradelt kam – also zurück. Ein bisschen „E“ im Bike wär‘ jetzt doch nicht schlecht, denk‘ ich. Mir kommt die skatende Mutter mit ihrem Sohn schmunzelnd entgegen. Was die jetzt wohl denkt? Hätte ich sie doch vorhin nach dem Weg gefragt, denk‘ ich.

Ziel nach Umwegen erreicht

Über weitere Umwege erreiche ich das gesuchte Anwesen. Die Pforte öffnet sich. Ein attraktiver Mann mit längeren hellblonden Haaren und Drei-Tage-Bart öffnet mir die Pforte. „Die Hunde machen nichts“, sagt Christian Borggreve mit ruhiger Stimme. Die beiden Terrier sind wirklich lieb. Auch wenn an diesem Tag nicht geöffnet ist, lädt mich der 51-Jährige zur Gartenbesichtigung ein.

Er ist Tierliebhaber, hat Pferde und Hunde, und hegt und pflegt auch den Garten. „Aber ich finde alles nur schön“, sagt er. Richtig erklären könne mir sein Mann Marc Sommer alle Pflanzen. „Der kennt jeden Namen, auch die lateinischen.“ Er würde jeden Moment nach Hause kommen. In der Zwischenzeit zeigt mir Borggreve ein Fotoalbum. „1999 sind wir hierher gekommen. Hier war kein Baum, kein Strauch, kein Garnichts, nur zwei Birken, Brennnesseln und Disteln. Nur wilder Acker“, sagt der zweifache Vater, dessen heute 26 und 27 Jahre alten Kinder früher immer gefordert hätten: „Papa, kauf‘ doch mal einen Bauernhof!“ Aber wovon?

Nach 14 Tagen zusammengezogen

„Mein Mann und ich, wir haben uns 14 Tage gekannt und sind dann hier zusammengezogen. Wir wollten beide unbedingt raus aufs Land. Dieses Haus hatte eine Freundin von uns, die aber selbst hier nicht bleiben wollte.“ – „Das war wirklich Glück für uns“, bestätigt Marc Sommer, der inzwischen eingetroffen ist. Er führt mich über einen kleinen Vorgarten mit Stauden und Rosen vorbei an einem kleinen Teich mit schmuckem Springbrunnen zum barocken Gemüsegarten, „in ganz formaler, klassischer, münsterländer Form“, wie der 48-Jährige sagt.

Entstanden ist er vor zehn bis zwölf Jahren. „Vorher haben wir diese Fläche für unsere Schafe benutzt“, so Sommer. Der alte Schafstall und der Baum, der den Tieren Schatten spendete, sind aber geblieben. Angrenzend haben die beiden Gartenliebhaber Stauden- und Rosenbeete angelegt, alle farblich sortiert, hier die gelb blühenden Pflanzen, dort Pastelltöne mit rosa und purpur. Borggreve und Sommer haben auf einer Fläche von rund 2.500 Quadratmetern ihr eigenes Paradies geschaffen. An jedem vierten Sonntag im Monat von April bis September, zudem am 10. Juni, steht die Gartenpforte auch interessierten Bürgern jeweils von 11 bis 18 Uhr offen (Eintritt: zwei Euro).


Christian Borggreve und Marc Sommer.
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Nachbarschaften

Nachbarschaftsleben

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Auf der Fahrt zurück nach Borken wäre nun ein E-Bike wirklich nicht schlecht. Nur hätte ich dann wohl nicht jene Frauen-Radler-Gruppe getroffen, die mich spontan zum Schnaps, zum Anis, einlädt.

Neugierig, wie ich bin, frage ich die zehn Damen, was für eine fröhlich gelaunte Truppe sie sind. „Wir sind die Nachbarfrauen von Gemenkrückling. Alle vier Wochen treffen wir uns. Im Winter wird gekegelt und im Sommer machen wir Radtourchen“, erläutert Elisabeth Weddeling, die diesmal die Tour organisiert hat. „Wir sind heute sogar vollzählig. Nur die drei Alten, pardon: die Seniorinnen, warten schon im Gasthaus.“

Spontan mit den Damen zum Essen

Ich habe auch Hunger. Spontan laden mich die Frauen ein, doch mitzukommen. Wo geht’s hin? „Das ist doch eine Überraschung“, sagt die Organisatorin. Aber mir verrät sie das Zie: „Haus Waldesruh“. Ich muss lachen. Das ist doch für diese Woche meine Unterkunft.

Dort angekommen, muss auch Hotel- und Restaurantchef Hubert Lüttgens lachen: „Herr Muhl, wenn ich das Ihrer Frau erzähle, dass Sie gleich am ersten Abend hier mit zehn Frauen angeradelt kommen.“

Gemeinschaft seit 1974

Beim Abendessen erfahre ich von den Damen, dass die Gemeinschaft im Jahr 1974 entstanden ist, auf dem Karneval. Damals seien sie sich alle noch fremd gewesen. Nach der Verköstigung von diversen Getränken sei man sich aber näher gekommen und habe beschlossen, regelmäßige Treffen zu veranstalten, zunächst abends bei Kaffee und Torte – und etwas Schnaps.

Auf meine Frage nach der Einwohnerzahl von Gemenkrückling wird auf der Serviette erst einmal gerechnet, alle Familien aufgelistet. „68“, verkündet Elisabeth Weddeling das Endergebnis, „aber nur bei uns im Hook“. Denn, wie ich weiter erfahre, kommen die Damen alle aus Hinterkrückling. Vorderkrückling gibt’s auch noch, und dort gibt’s auch Nachbarfrauen. Nachbarschaft wird im Münsterland groß geschrieben, lerne ich.
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Heiden

Das erste Ziel am nächsten Tag ist Heiden. Die Ortseingangstafel informiert mich darüber, dass hier Energie- und Klimaschutz ernst genommen wird.

Vorbei geht’s an einer pfiffig bemalten Hausfassade, die ich spontan ablichte, und weiter zu einem weiträumigen Platz mit Eiscafé und St. Georg Kirche, der aber wenig Charme versprüht. Dafür begeistert mich das Frei- und Wellenbad, das ich ausfindig gemacht habe.

Junge Männer und Frauen in knallroten T-Shirts mit DLRG-Aufschrift am Beckenrand und rund 20 Kinder im Wasser, die fleißig eine Bahn nach der anderen schwimmen – da will ich mehr erfahren.

Jugendarbeit ist wichtig

„Im Moment trainieren hier im 25-Meter-Becken gerade drei Jugendgruppen für das Jugendschwimmabzeichen in Bronze und Silber“, erklärt Daniel Harke, Geschäftsführer der DLRG-Ortsgruppe Heiden. „Unsere Ortsgruppe hat knapp 400 Mitglieder“, sagt der 33-jährige Bankkaufmann, der auch deren Hauptaufgaben auflistet: „Das sind das Anfängerschwimmen, das Jugendschwimmen sowie die allgemeine Jugendarbeit.“

Neben dem Training im Frei- und Wellenbad im Sommer sowie im Hallenbad im Winter bietet die Ortsgruppe auch Fahrten zur Schlittschuhhalle, zu Karnevalsveranstaltungen und auch zu Sommerfeldlagern. Am liebsten würde ich mich jetzt selbst ins erfrischende Nass stürzen. Aber ich bin ja nicht zum Vergnügen unterwegs.
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Silberhochzeit

Ein Kranz zur Silberhochzeit

Binden und schmücken den Kranz mit Silberröschen für das Fest anlässlich der silbernen Hochzeit von Karl-Heinz und Tamara Schweers: die Nachbarn aus der Straße „Langen Kamp“ in Raesfeld.
Binden und schmücken den Kranz mit Silberröschen für das Fest anlässlich der silbernen Hochzeit von Karl-Heinz und Tamara Schweers: die Nachbarn aus der Straße „Langen Kamp“ in Raesfeld.
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Also schwinge ich mich wieder auf den Sattel meines Hollandrades und trepple gen Südwesten. Wieder begeistert mich unterwegs die unendliche Weite, die Landschaft mit Pferdekoppeln und Spargelfeldern, kleinen Wäldchen und verstreuten Gehöften.

Am Ortseingang von Raesfeld, in einer ruhigen Wohnstraße, treffe ich auf etwa ein Dutzend Männer, die damit beschäftigt sind, einen etwa zehn Meter langen, gespannten Stacheldraht mit Tannenzweigen zu umwickeln. Was ist das denn? Das kenne ich nicht. Also ist’s eine Geschichte.

„Wir binden einen Kranz“, rufen mir einige entgegen. Der Hausherr kommt mit zwei Flaschen auf mich zu und meint: „Wir feiern am Samstag silberne Hochzeit. Über 100 Gäste werden kommen.“ Dass bei uns im Schwäbischen eine Silber-Hochzeit überhaupt groß gefeiert wird, wäre mir neu. Das ist hier offensichtlich anders.

Hochkomplizierte Rechnerei

„Das Kranzbinden ist eine münsterländer Tradition“, erklärt Karl-Heinz Schweers, während er mir einen Kräuterschnaps einschenkt. „Das beginnt eigentlich schon eine Woche vorher mit dem Kranz ausmessen. Das ist eine hochkomplizierte Rechnerei, wo sehr viel Alkohol fließt“, schmunzelt der Hochzeitsjubilar.

Der zweite Schritt sei, das Grün zu holen. „Dafür wurden gestern Abend zwei Tannen gefällt. Und während die Herren hier jetzt binden, sitzen die Damen hinterm Haus und binden die Silberröschen.“

Etwas Blödsinn erzählen

Das schaue ich mir natürlich auch an. Um einen Tisch herum sitzen acht Frauen in fröhlicher Runde, auf dem Tisch zwei Waschkörbe gefüllt mit geschätzten 200 bis 300 kunstvoll aus Silberpapier und mit Draht gedrehten Röschen.

„Meine Aufgabe ist es, die Damen mit Getränken und Schnittchen zu versorgen und natürlich Blödsinn zu erzählen, was bei so einer Runde immer dazu gehört“, lacht Tamara Schweers.

Ich denke: Schön, wenn die ältere Generation ihr Wissen und ihre Sitten weitergeben kann und die Jüngeren gerne die alten Traditionen aufrecht halten.
Binden und schmücken den Kranz mit Silberröschen für das Fest anlässlich der silbernen Hochzeit von Karl-Heinz und Tamara Schweers: die Nachbarn aus der Straße „Langen Kamp“ in Raesfeld.
Binden und schmücken den Kranz mit Silberröschen für das Fest anlässlich der silbernen Hochzeit von Karl-Heinz und Tamara Schweers: die Nachbarn aus der Straße „Langen Kamp“ in Raesfeld.
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Reken

Mein letztes Ziel ist Reken. Gleich hinter dem Ortseingang von Groß Reken entdecke ich ein Hinweisschild „Berghotel Hohe Mark“. Was ist das denn? Ich dachte, hier ist alles flach! Nach mühevollem Aufstieg komme ich oben fast außer Atem an.

„Warum Berghotel?“ frage ich Steffen Gröner. Der Hotelchef erzählt mir seine Geschichte: „Wir befinden uns hier auf dem Melchenberg. Mit knapp 135 Metern ist er die höchste Erhebung hier in der Gegend.“
Der 39-Jährige ist gebürtiger Ulmer und kam vor sieben Jahren nach Reken.

Alpenländischer Scharm im Haus

Er übernahm das Ausflugslokal, das seit den 1950er Jahren als Hartmannshöhe überregional bekannt war, aber nur bis 2005/2006 bewirtschaftet wurde und danach leer stand, wie er sagt. Gröner hat alles umgebaut, einen alpenländischen Charme ins Haus gebracht und bietet nun schwäbische Spezialitäten an.

Ich verlasse den Gipfel wieder in Richtung Bahnhof Reken. Dort im Ort begeistern mich riesengroße Landmaschinen. Ich komme ins Gespräch mit Josef Lütkewestrich. Der Landwirt nimmt mich ein Stück in einem seiner größten Schlepper mit.

Mit Josef Lütkewestrich unterwegs

„Typisch fürs Münsterland sind Milchviehbetriebe, Schweinemastbetriebe und Ackerbaubetriebe.“ Von der Saat bis zur Ernte bietet er als Lohnunternehmer sämtliche Dienstleistungen an. Zudem unterhält er eine Reparaturwerkstatt.

„Wir fangen im Januar mit dem Gülletransport an. Im März, April, Mai wird die Gülle dann ausgebracht und eingearbeitet. Danach werden Kartoffeln gepflanzt und Mais gedrillt.“ Wie der 56-Jährige sagt, liegen die Betriebs- beziehungsweise Flächengrößen im Münsterland bei durchschnittlich fünf bis zehn Hektar.

Probleme bereitet den Landwirten in der Region laut Lütkewestrich einerseits das Wetter, andererseits auch die kurze Zeit, die zur Verfügung steht, um alle Flächen bewirtschaften zu können.
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Abschluss

Spannende Woche

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Dieser „Ausflug“ im Schlepper ist der krönende Abschluss einer spannenden Woche in Borken. Zeit, ein Fazit zu ziehen.

Viele Gemeinsamkeiten habe ich entdeckt. Hier im Münsterland wie da im Schwabenland sind mir ausschließlich nette, hilfsbereite und zuvorkommende Menschen begegnet.

Gemeinsamkeiten auch bei den Zeitungen: Sowohl die Borkener Zeitung (BZ) als auch die Backnanger Kreiszeitung (BKZ) werden seit über 150 Jahren von einer Verlegerfamilie geführt. Die Anzahl der Beschäftigten ist in etwa gleich. Auch die Auflagenzahlen sind fast identisch. Zudem sind auch die Städte Borken und Backnang in ihrer Größe in etwa vergleichbar.

Von bergig zu topfeben

Natürlich gibt’s auch Unterschiede, die mir aufgefallen sind. Vorneweg die Landschaft. Hier alles topfeben, im Ländle gibt’s immer irgendwo den nächsten Hügel, wenn nicht Berg. Aber beide Landschaftsformen haben ihren Reiz, den jeweils zahlreiche Urlauber jedes Jahr genießen.

Hier ist Fahrradfahren angesagt. Und das macht einen Riesen-Spaß. Das Schöne ist, dass die Radler fast immer Vorfahrt genießen, so scheint es. Selten sind mir so rücksichtsvolle Autofahrer aufgefallen wie hier im Raum Borken.

Was neu für mich war, ist der hohe Stellenwert der Schützenfeste und auch der Nachbarschaft. Wie letztere gelebt wird, durfte ich bei zwei spontanen Begegnungen in Borken und in Raesfeld erleben.

Neue Perspektiven

Bei meinen spannenden „Terminen“ konnte ich nicht nur über den Tellerrand blicken, sondern im Heidener Freibad sogar über den Beckenrand. Ich durfte Orte erkunden und neue Perspektiven von außen finden.

Mit großer Dankbarkeit – insbesondere für die Kollegen in der BZ-Redaktion – kehre ich ins Schwabenland mit unendlich vielen Eindrücken und neuen Impulsen zurück. Ich sage Tschüss und Ade.
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